Insel für einen virtuellen Luhmann-Lesekreis

Freitag, 26. Februar 2010

II. Methodologische Vorbemerkungen

Was mir als eins der schrägsten Projekte der Luhmannschen Theorie erscheint, ist mit einigem Abstand der Methodenvorschlag 'Äquivalenzfunktionalismus'. Im vorliegenden Text 'Gesellschaft der Gesellschaft' sucht Luhmann die Theorie einer gesellschaftstheoretisch informierten Wissenschaft als Dekonstruktion überraschender und nicht überraschender Methoden anzulegen. Dabei erscheint die Trennung von Realität und Kenntnis als möglicher Ansatzpunkt für "raffinierte[re] Formen der systeminternen Erzeugung und Bearbeitung von Informationen."(S.37)

"Es wäre"[...], so schreibt Luhmann, "[...]viel damit zu gewinnen, könnte man Bekanntes aus ungewohnten Perspektiven neu beleuchten oder anders kontextieren."(S.42) Den Hinweis wie dies in einem polykontexturalen System auszusehen hat, fällt dabei seltsam knapp aus. "... so bleibt nur die Möglichkeit, theoriebautechnisch so transparent wie möglich zu verfahren und Begriffe als Entscheidungen auszuweisen, die mit erkennbaren Folgen geändert werden können."(S.43)

Mir scheint die hier geforderte theoriebautechnische Transparenz mehr als ein künsterisches Unterfangen als eine methodologische Vorbemerkung (und erinnert mich irgendwie an die drei Schachregeln: Carefully. Carefully. Carefully. ;-))

Wo ist diese methodologische Überraschungsmaschine?!

2 Kommentare:

Daniel Kofahl hat gesagt…

Vielleicht liegt die darin, "sich mithilfe einer Theorie in die Verhältnisse, die sie durch ihre Interpretationsangebote beschreibbar macht, einzumischen." (Baecker, F&FdK: 266).

Oder wie Luhmann, um bei der GdG zu bleiben schreibt: das "Komplexitätspotential zu steigern" indem man "mehr heterogene Sachverhalte mit denselben Begriffen [...] interpretieren und dadurch Vergleichbarkeiten" von eigentlich Unvergleichlichem zu erstellen. (42)

Für mich ist der methodologische Überraschungseffekt vor allem dort zu generierbar, wo klar wird, dass "das Gesamtsystem" sich nicht mehr durch eine monologische Kontrolle, sondern nur noch durch "strukturelle Differenzierungsform[en]" identifiziert (42).

Sich hier zu bewegen, ist dann vielleicht auch wirklich eine "Kunst", im Sinne von "geschickter Beschreibungsfähigkeit" und nicht mehr "Identifizieren von Essenz qua einer Methode" ....

?

Daniel Kofahl hat gesagt…

vielleicht paradoxerweise "Vorsichtig" und "Tollkühn" zugleich...

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Beobachtungen n'ter Ordnung